(Stand: Juli 2020)
Adresse der Untersuchungsstelle für Usutu-Viren:
Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin
Dr. Jonas Schmidt-Chanasit
Bernhard-Nocht-Straße 74
20359 Hamburg
Telefon: 040-42818-862
Das Usutu-Virus (USUV) aus der Familie der Flaviviren wird von Stechmücken (u. a. Gemeine Hausmücke, Culex pipiens) zwischen Vögeln übertragen, die als Hauptwirt fungieren. Ursprünglich stammt das Virus aus Afrika und vermutlich haben Zugvögel das Virus vor langer Zeit nach Europa eingeschleppt. Spätestens seit Mitte der neunziger Jahre sorgt das Virus für kleinere, wiederkehrende Ausbrüche unter Vögeln in Europa, die oft mit einem Amselsterben einhergehen.
Nach dem ersten Nachweis des durch Stechmücken übertragenen Usutu-Virus in Deutschland im Jahr 2010 kam es in den Jahren 2011/2012 zu einem großräumigen Ausbruch des Virus, welches ein Massensterben von Amseln in Südwestdeutschland verursachte. In den darauffolgenden Jahren zirkulierte das Virus weiterhin in der Region, ein auffälliges Amselsterben wurde jedoch erst wieder in den Jahren 2016/2017 beobachtet. Dieser Ausbruch war mit einer deutlichen Arealausbreitung Richtung Nordwest- und Ostdeutschland verbunden, wobei parallel auch eine starke Viruszirkulation in Belgien und den Niederlanden beobachtet wurde.
Nach dem massiven, deutschlandweiten Ausbruch im Jahr 2018, konnte auch in diesem Jahr wieder starke Aktivität des Usutu-Virus festgestellt werden. Insgesamt wurden bisher mehr als 500 Vögel an das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin geschickt. Für mehr als 40% der Vögel konnte das Usutu-Virus nachgewiesen werden. Stärkere Aktivität wurde insbesondere für den Norden und Osten Deutschlands beobachtet.
Die Übertragung von Usutu-Viren auf den Menschen erfolgt eher zufällig (ebenfalls über Stechmücken) und kann zum Usutu-Fieber führen. Zu den Symptomen gehören Fieber, Kopfschmerzen und Hautausschläge; in seltenen Fällen kann es zu einer Gehirnentzündung kommen.
Seit einigen Jahren werden Blutproben teilweise routinemäßig neben anderen Infektionserregern auch auf Usutu-Viren untersucht. Dabei wurden bisher zwei Infektionen entdeckt, die bei den betroffenen Personen jedoch keine Erkrankungen auslösten. Da die Personen keine Reisen unternommen hatten, mussten sie sich in Deutschland angesteckt haben. Eine Infektion mit dem Usutu-Virus scheint also in Deutschland möglich, ist aber noch kein Grund zu Sorge und wird von Blutspendezentren gemeinsam mit wissenschaftlichen Institutionen weiter beobachtet.
Auch wenn dazu bisher kaum belastbare Daten vorliegen, können sich auch andere Säugetiere (z.B. Pferde oder Fledermäuse) mit dem Usutu-Virus infizieren. Deren Krankheitsverlauf und Symptome sind jedoch noch unbekannt.
Zur Prävention gegen das Usutu-Virus ist eine Entfernung oder Abdeckung (Deckel oder feinmaschige Netze) von möglichen Brutgewässern von Stechmücken im eigenen Garten eine wirksame Methode.
Besonders wichtig ist der virologische Nachweis von Usutu-Viren in tot aufgefundenen Amseln und andern Vögeln. Diese Untersuchungen nehmen das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg (BNITM), das Friedrich-Löffler-Institut auf der Insel Riems (FLI) sowie Veterinär-Untersuchungsämter vor. BNITM und FLI sammeln bundesweit alle Untersuchungsergebnisse und werten sie aus.
Bitte unterstützen Sie die wissenschaftlichen Untersuchungen durch das Einsenden toter Vögel (ganzjährig). Die Vögel sollten baldmöglichst eingesammelt und frischtot eingeschickt werden. Bitte beachten Sie dazu folgende Punkte:
Weiterhin besteht die Möglichkeit tote Vögel zunächst dem NABU online zu melden und ggf. ein Foto beizufügen. Weitere Informationen hierzu finden Sie auf den Seiten des NABU:
https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/voegel/gefaehrdungen/krankheiten/usutu-melden.html
Prof. Jonas Schmidt-Chanasit
Dr. Renke Lühken
Tel.: +49 40 42818-862 (Herr Lühken)
Tel.: +49 40 42818-0 (24/7 Telefonzentrale)
E-Mail: luehken@bnitm.de
Bernhard-Nocht-Straße 74
20359 Hamburg