1. Was ist Lassafieber?
Lassafieber ist eine Viruserkrankung, die in breiten Teilen Westafrikas vorkommt. Es wird durch das Lassavirus (LASV) aus der Familie der Arenaviridae verursacht und zählt zu den viralen hämorrhagischen Fiebern. Das Virus wird durch Natal-Vielzitzenmaus (Mastomys natalensis) auf den Menschen übertragen. Die Krankheit kann mild oder schwer verlaufen und in Einzelfällen tödlich enden.
2. Wo kommt Lassafieber vor?
Lassafieber ist endemisch in folgenden westafrikanischen Ländern:
- Benin
- Côte d'Ivoire
- Guinea
- Liberia
- Mali
- Nigeria
- Sierra Leone
In einigen weiteren Ländern Westafrikas wurden ebenfalls Fälle gemeldet, meist handelt es sich jedoch um importierte Infektionen.
3. Wie wird Lassafieber übertragen?
Natal-Vielzitzenmäuse leben in der Nähe zu menschlichen Behausungen im ländlichen und suburbanen Westafrika, vergleichbar zur Hausmaus in Europa. Die Übertragung des Lassavirus erfolgt vermutlich durch Kontakt mit Urin oder Kot infizierter Vielzitzenmäuse oder durch den Konsum der Mäuse. Dies kann geschehen, wenn man kontaminierte Lebensmittel isst oder mit kontaminierten Gegenständen in Kontakt kommt.
Mensch-zu-Mensch-Übertragungen treten vereinzelt in Gesundheitseinrichtungen auf, meist, wenn nicht bekannt ist, dass die Patientin oder der Patient mit dem Virus infiziert ist und daher spezielle Hygienemaßnahmen nicht eingehalten werden. Ein hohes Risiko besteht, wenn man Kontakt mit Blut oder Ausscheidungen infizierter Personen hat (zum Beispiel bei der Pflege Erkrankter oder bei Kontakt zu Verstorbenen). Darüber hinaus ist auch eine sexuelle Übertragung möglich; zuletzt wurde nachgewiesen, dass das Virus im Sperma von Überlebenden noch für mehrere Monate infektiös ist.
4. Was sind die Symptome des Lassafiebers?
Die Symptome treten meist sieben bis 21 Tage nach der Infektion auf und reichen von einer milden, fieberhaften Erkrankung bis zu einem schwerwiegenden Multiorganversagen. Meistens sind die Symptome nicht spezifisch. Zu den Symptomen können gehören:
- Fieber
- Kopfschmerzen
- Halsschmerzen
- Muskelschmerzen
- Übelkeit und Erbrechen
- Durchfall
- Blutungen (zum Beispiel Zahnfleisch, Augen, Magen/ Darm)
Die meisten Erkrankungen verlaufen milde. In schweren Fällen kann es jedoch zu einer systemischen Erkrankung mit verschiedenen Organkomplikationen kommen, vor allem zu einem akuten Nierenversagen, neurologischen Symptomen sowie einem sogenannten “vascular leak syndrome". Dabei tritt Flüssigkeit aus den Blutgefäßen in das umliegende Gewebe aus („innere Flüssigkeitsverluste“). Dies kann zu einer Wasseransammlung in der Lunge (Lungenödem) führen, die wiederum Atemprobleme bis hin zu einem schweren Atemversagen verursachen kann. Etwa 15 Prozent der ins Krankenhaus eingelieferten Patient:innen versterben.
Schwangere Frauen haben ein besonders hohes Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf. Das Risiko zu versterben ist deutlich erhöht, und auch für das ungeborene Kind besteht ein hohes Risiko für Komplikationen und einen schlechten Ausgang der Schwangerschaft.
Auch nach der Genesung von der akuten Infektion können Spätfolgen auftreten. Dazu gehören zum Beispiel Hörverlust, Konzentrationsschwierigkeiten und psychische Probleme. Außerdem kann es zu Stigmatisierung durch das Umfeld kommen.
5. Wie wird Lassafieber diagnostiziert?
Da die Symptome unspezifisch sind und anderen Fiebererkrankungen wie Malaria ähneln, ist eine labordiagnostische Bestätigung entscheidend. Die Diagnose wird durch den Nachweis von Virusbestandteilen oder Antikörpern im Blut gestellt. Das zuverlässigste Verfahren für die Bestätigung eines Lassafiebers ist die Polymerasekettenreaktion (RT-PCR).
6. Wie wird Lassafieber behandelt?
Eine ursächliche Therapie existiert derzeit nicht. Die Behandlung konzentriert sich auf unterstützende Maßnahmen zur Linderung der Symptome und Stabilisierung der Körperfunktionen, etwa durch
- Fiebersenkende und entzündungshemmende Medikamente,
- Flüssigkeits- und Elektrolytzufuhr,
- Bluttransfusionen und Behandlung der Blutungsneigung
- Behandlung des Nierenversagens, gegebenenfalls durch Nierenersatzverfahren (Dialyse)
- Sauerstoffgabe und Beatmung bei schweren Verläufen.
Das antivirale Medikament Ribavirin kann hilfreich sein, wenn es sehr frühzeitig verabreicht wird. Seine Wirksamkeit in späteren Krankheitsstadien ist begrenzt. Weitere antivirale Ansätze werden derzeit klinisch geprüft. Darüber hinaus ist eine enge Zusammenarbeit verschiedener Fachrichtungen wichtig. Dazu gehören vor allem Infektiologie, Intensivmedizin und Nierenmedizin (Nephrologie). Sekundäre bakterielle Infektionen müssen mit einer gezielten Antibiotikatherapie behandelt werden. Außerdem werden derzeit ergänzende Behandlungsansätze untersucht, die nicht direkt gegen das Virus gerichtet sind, sondern die körpereigene Reaktion beeinflussen sollen (sogenannte „host-directed therapies“), zum Beispiel mit entzündungshemmenden Medikamenten.
7. Gibt es eine Impfung gegen Lassafieber?
Derzeit gibt es keinen zugelassenen Impfstoff gegen Lassaviren. Mehrere Impfstoffkandidaten befinden sich in klinischer Erprobung (Phase II), eine Zulassung steht jedoch noch aus.
8. Wie kann man sich vor Lassafieber schützen?
Die wichtigsten Schutzmaßnahmen sind:
- Vermeidung von Kontakt zu Nagetieren und deren Ausscheidungen in Westafrika,
- Vermeiden von Aufenthalten unter einfachen Bedingungen in ländlichen, endemischen Regionen Westafrikas,
- sichere Lagerung und gründliche Zubereitung von Lebensmitteln durch Erhitzen
- regelmäßiges Händewaschen mit Seife
- Vermeiden von Kontakt zu Erkrankten mit Fieber oder Verstorbenen
- Medizinisches Personal:
- Verwendung von Schutzausrüstung (Handschuhe, Masken, Schutzbrillen) bei der Behandlung von Patient:innen mit Fieber
- strikte Einhaltung von Hygienemaßnahmen sowie Isolation von Lassafieber-Verdachtsfällen und bestätigten Fällen.
Reisende nach Westafrika sollten sich vor Reiseantritt über aktuelle Ausbruchslagen informieren und die genannten Vorsichtsmaßnahmen treffen.
- Prof. Dr. Stephan Günther
- Leitung Abteilung Virologie
- Telefon: +49 40 285380-547
- Fax: +49 40 285380-459
- E-Mail: guenther@bnitm.de
- Dr. Lisa Oestereich
- Gruppenleiterin
- Telefon: +49 40 285380-940
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- Till Omansen, Ph.D.
- Research Group Leader
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- Dr. Anna Hein
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- Julia Rauner
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