FAQ zu Stechmücken in Deutschland

Mückenfalle für Stechmückenmonitoring draußen im Garten. In der Mitte ist der Netzschlauch zum Mückenfangen zu sehen.
Mückenfalle für Stechmückenmonitoring   ©BNITM
Direktes Bild der invasiven Stechmücke. Zu sehen ist der ganze Körer der Mücken. Frontal leicht von oben. Die Beine sind schwarz-weiß gestreift.
Invasive Stechmücke: Asiatische Tigermücke (Aedes albopictus)   ©BNITM
Gemeine Hausmücke (Culex pipiens) seitlich bei der Blutmahlzeit an einem rot getränkten Wattestäbchen
Gemeine Hausmücke (Culex pipiens) bei der Blutmahlzeit im S3-Insektarium des BNITM   ©BNITM

Lebenszyklus und Bestimmung

Welche Bedingungen brauchen einheimische Stechmücken, um sich optimal zu vermehren?

Männliche Stechmücken treffen auf die Weibchen in riesigen Paarungsschwärmen. Sie erkennen die Weibchen an ihrem Summton, der sich durch die Frequenz ihres Flügelschlags bestimmt. Nach der Befruchtung muss das Weibchen Blut zu sich nehmen. Nur nach einer Blutmahlzeit ist sie in der Lage, Eier zu produzieren. Eine einzelne Stechmücke kann bis zu 400 Eier ablegen. Die verschiedenen Arten legen ihre Eier an unterschiedlichen Standorten ab. Einige Stechmückenarten bevorzugen stehende Gewässer, wohingegen andere Arten den Grund von ausgetrockneten Gewässern als Ablageort wählen. Für alle Stechmückenarten gilt aber, dass die Eier sich nur im Wasser entwickeln können. Das Leben der Stechmücke unterteilt sich in vier Stadien: Ei, Larve, Puppe und adultes Tier. Diese Entwicklung dauert, abhängig von Art und Temperatur, rund drei Wochen. Die heimischen Arten haben Strategien entwickelt, mindestens in einem der Stadien zu überwintern. Unsere Hausmücken (Culex pipiens) überwintern meist als adulte Weibchen an geschützten Orten wie Stallungen oder Keller. Im Winter müssen sich die Stechmücken vor Zerstörung durch die Ausbildung von Eiskristallen schützen. Dabei kommt ihnen zugute, dass sie nur wenig Wasser im Körper tragen und natürliche Frostschutzmittel produzieren. Stechmückenpopulationen vermehren sich leichter, wenn sich lange, warme Perioden mit Starkregenereignissen abwechseln.

 

Übertragung von Krankheitserregern

Können einheimische Stechmücken Krankheitserreger übertragen? 

In Deutschland kommen rund 50 Stechmückenarten vor. Insbesondere Arten, die zu den sog. Hausmücken gezählt werden wie Culex pipiens pipiens, Culex pipiens molestus und Culex torrentium sind weit verbreitet. Die Vektorkompetenz heimischer Arten, also ihre Fähigkeit Krankheitserreger zu übertragen, wurde bislang wenig untersucht.

Wir wissen, dass einige Arten der Gattung Culex in der Lage sind das West-Nil- (mdpi), das Usutu- oder das Sindbis-Virus zu übertragen. Diesen drei Virusarten kommen vorzugsweise in Vögeln vor und zirkulieren zwischen Vögeln und Stechmücken. Eine Übertragung auf den Menschen ist möglich, führt aber nur in seltenen Fällen zu einer schweren Erkrankung (z.B. Gehirnentzündung). In einer aktuellen Studie des BNITM konnte außerdem gezeigt werden, dass die in Deutschland heimischen Culex-Arten nicht als Vektoren für das Zika-Virus infrage kommen (eurosurveillance).

Welche Krankheiten können von den invasiven Stechmücken übertragen werden?

Die Asiatische Tigermücke gilt als Vektor für eine Vielzahl von Erregern einschließlich des Dengue- und Chikungunya-Virus. Einen Grund zur Panik gibt es aber nicht. Damit eine Tigermücke einen dieser Erreger in Deutschland übertragen kann, müssen verschiedene Voraussetzungen gegeben sein. Die Stechmücke muss den Erreger zunächst von einer infizierten Person aufnehmen. Für eine Übertragung muss sich der Erreger dann in der Stechmücke vermehren, was bei tropischen Erregern meist eine längere Periode mit warmen Temperaturen voraussetzt. Eine kürzlich durchgeführte Studie des BNITM hat gezeigt, dass das Zika-Virus zwar von der Tigermücke übertragen werden kann, dafür aber Temperaturen von mindestens 27° C  über einen Mindestzeitraum von 14 Tagen vorherrschen müssen (eurosurveillance). Dagegen hat eine weitere Vektorkompetenzstudie unseres Instituts ergeben, dass die Zirkulation des Chikungunya-Virus maßgeblich durch die Populationsdichte der Asiatischen Tigermücke begrenzt wird (eurosurveillance).

Die Japanische Buschmücke ist potentiell in der Lage das West-Nil-Virus, das Dengue-Virus und das Chikungunya-Virus zu übertragen. Die Gefahr der Übertragung für Deutschland wird aktuell aber als gering eingeschätzt. Eine aktuelle Studie am BNITM konnte zeigen, dass die Japanische Buschmücke tropische Viren nur bei relativ hohen Temperaturen übertragen und daher unter den klimatischen Bedingungen in ihrem aktuellen Verbreitungsgebiet in Zentraleuropa ein schlechter Vektor für das Zika-Virus darstellt (tandfonline).

Ausbreitung tropischer Stechmücken

Was sind die Gründe für die Ausbreitung tropischer Stechmückenarten in nördliche Breitengrade?

Für die Möglichkeit der Ausbreitung tropischer Stechmückenarten sind verschiedene Faktoren von Bedeutung. Der fortschreitende Klimawandel sorgt für gute Lebensbedingungen in Regionen, in denen tropische Arten normalerweise nicht vorkommen. Die langfristige Etablierung wird insbesondere durch milde Winter begünstigt. Der entscheidende Faktor ist aber der zunehmende internationale Warenverkehr. Stechmücken reisen als blinde Passagiere quer über den Globus. So kommt auch die Asiatische Tigermücke immer wieder durch den Warentransport aus Italien über die Alpen nach Deutschland. Schon kleinste Wasseransammlungen z.B. in Altreifen oder Gefäße wie Friedhofsvasen genügen den Insekten für die Eiablage.

Welche Stechmückenarten sind bereits nach Deutschland eingewandert?

Hier sind insbesondere zwei Arten zu nennen. Die Japanische Buschmücke (Aedes japonicus) kommt ursprünglich aus Asien. Durch die Globalisierung und den damit verbundenen Anstieg von Reiseaktivitäten und internationalem Handel hat sich die Art über weite Teile der Welt ausgebreitet und ist seit 2008 auch in Deutschland etabliert.

Die Asiatische Tigermücke (Aedes albopictus) stammt ebenfalls ursprünglich aus Asien. In den 80er Jahren entdeckte man die Art erstmals in Italien, wo sie mittlerweile flächendeckend etabliert ist. Seit 2007 findet man sie auch in Teilen Südeutschlands, insbesondere in den Regionen um Freiburg und Heidelberg, wo sie mittlerweile auch überwintert.

 

Schutz vor Stechmücken

Wie kann man sich vor Stechmücken schützen? 

Da die meisten Stechmücken einen relativ kleinen Flugradius haben, ist eine Entfernung oder Abdeckung von möglichen Brutgewässern im eigenen Garten oftmals eine wirksame Methode. Eine weitere ist die Anwendung von Stechmückenschutzsprays, die den eigenen Körpergeruch überdecken sollen. Das effektivste Repellent ist der Wirkstoff DEET (Diethyltoluamid). Das Spray bildet einen über mehrere Stunden auf der Haut verbleibenden Schutzfilm, der Stechmücken abhält. Um sich in der eigenen Wohnung vor Stechmücken zu schützen, sind Moskitonetze vor den Fenstern oder über den Betten eine bewährte und umweltschonende Methode.

Kontakt

  • Prof. Dr.  Jonas Schmidt-Chanasit
  • Leitung Abteilung Arbovirologie und Entomologie
  • Telefon: +49 40 285380-546
  • E-Mail: schmidt-chanasit@bnitm.de
  • Dr.  Renke Lühken
  • Research Group Leader
  • Telefon: +49 40 285380-862
  • E-Mail: luehken@bnitm.de