Überblick über die Geschichte des Instituts
Das „Institut für Schiffs- und Tropenkrankheiten“ nahm am 1. Oktober 1900 seine Arbeit auf, mit 24 Mitarbeitenden. Heute beschäftigt das „Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin“ (BNITM) mehr als 400 Personen und ist damit Deutschlands größte Einrichtung für Forschung, Versorgung und Lehre auf dem Gebiet tropentypischer Erkrankungen und neu auftretender Infektionskrankheiten.
Ursprünge in der Kolonialzeit
Wie alle Tropeninstitute, die um 1900 gegründet wurden, hat auch das BNITM seine Wurzeln in der Kolonialzeit. Im Zuge der kolonialen Eroberung und Ausbeutung von Ländern und Gebieten im Globalen Süden brachten Schiffsbesatzungen und Reisende vermehrt ungewöhnliche Infektionserkrankungen über den Hamburger Hafen nach Deutschand. Gründungszweck war daher die Erforschung und Kontrolle tropentypischer Krankheitserreger.
Die Cholera-Epidemie von 1892 in Hamburg gab den letzten Anstoß: Etwa 9.000 Menschen waren an der Seuche gestorben. Auch der wirtschaftliche Schaden war immens. Wahrscheinlich hatten russische Segler oder Auswanderer auf der Durchreise das Bakterium mitgebracht. Wegen des überkommenen Trinkwassersystems konnte es sich schnell ausbreiten. Die Stadt Hamburg war gezwungen, ihr Gesundheitssystem neu zu strukturieren und setzte Bernhard Nocht als Hafenarzt ein. Wenig später beschloss die Bürgerschaft die „Umgestaltung des Seemannskrankenhauses und die Verbindung desselben mit einem Institut für Schiffs- und Tropenkrankheiten“.

Geschichte des Instituts
Der neue Hafenarzt erkannte den drängenden Bedarf nach Fortbildungsangeboten für Ärzte zum Umgang mit tropischen Erkrankungen. Nach dem Grundsatz „Forschen, Heilen, Lehren“ machte sich das Institut neben der Krankenversorgung auch die Forschung und Lehre auf dem Gebiet der Schiffs- und Tropenmedizin zur Aufgabe. Nach den Erfahrungen aus der Choleraepidemie sollten ähnliche Ausbrüche künftig verhindert werden. Auch die Hamburger Kaufleute hatten ein wirtschaftliches Interesse an der Entwicklung der Tropenmedizin. Sie setzten neue Erkenntnisse über die Prävention der Malaria und anderer Erkrankungen auf ihren Schiffen um, damit die Mannschaften gesund und leistungsfähig blieben. Das Institut bot in den ersten Jahren zahlreiche Weiterbildungskurse für Ärzte an und zählte bis 1914 mehr als 800 Teilnehmer. Die Forschung konzentrierte sich auf Laboruntersuchungen exotischer Erreger und ihrer Überträgerinsekten. Zudem führte das Institut Studien an Reisenden und Seeleuten mit eingeschleppten Infektionen durch. Forschungsaufenthalte in den Tropen fanden nur sehr sporadisch statt.
Mit Kriegsbeginn 1914 wurde das Gebäude zum Reservelazarett umgewandelt, und die Forschungsarbeiten kamen weitgehend zum Erliegen. Während der Weltkriege war das Institut bestrebt, Zugang zu den Tropen in den deutschen Kolonialgebieten zu behalten bzw. wiederzuerlangen: In der Weimarer Republik hatten sich die wirtschaftlichen und weltpolitischen Bedingungen, auf denen die Existenz des Tropeninstituts beruhte, grundlegend verändert. Nach dem Friedensschluss von Versailles besaß das Deutsche Reich keine Kolonien mehr. Deutsche Wissenschaftler waren international isoliert. Dem Tropeninstitut fehlte die Daseinsberechtigung. Sein Fortbestand war ungewiss.

Im Nationalsozialismus wurden mehrere jüdische Mitarbeiter:innen von den Nazis gezwungen, das Institut zu verlassen. Belegt sind Medikamentenversuche an den Insassen der Heil- und Pflegeanstalt Langenhorn und die Erprobung neuer Heilverfahren an fleckfieberkranken Gefangenen im Konzentrationslager Neuengamme bei Hamburg. In den Hamburger Bombennächten trug das Institutsgebäude schwere Schäden davon.
Kurz nach Kriegsende nahmen sich Bernhard Nocht und seine Ehefrau das Leben. In einem Abschiedsbrief an ihre Kinder schrieben sie, dass sie sich dem Wiederaufbau nicht gewachsen fühlten.
Wiederaufbau und Neuorientierung
Mit der Befreiung durch die Alliierten 1945 begann eine Phase der Neuorientierung am Bernhard-Nocht-Institut. Die Institutsdirektoren pflegten internationale Kontakte und bemühten sich intensiv um erste Forschungskooperationen mit Südamerika, Asien und Afrika. 1968 gründete das Institut eine erste Forschungsstation im westafrikanischen Liberia und übernahm einige Jahre später die Leitung des klinischen Labors des Albert-Schweizer Hospitals in Lambaréné, Gabun. Mit der Gründung der Abteilung für Virologie in den 1950er Jahren erhielt das Institut eines der ersten Elektronenmikroskope Deutschlands und erwarb die entsprechende Expertise. So konnte es auch den Aufbau der Elektronenmikroskopie am Instituto Oswaldo Cruz in Rio de Janeiro maßgeblich unterstützten.
Allerdings stellte der Wissenschaftsrat nach einer externen Begutachtung 1986 fest, dass das BNI nicht die Erwartungen an eine moderne außeruniversitäre Forschungseinrichtung erfülle. Die Tropenmedizin hatte es versäumt, neue Disziplinen wie die Immunologie oder die Molekularbiologie für ihre Forschung zu nutzen.
In den 1990er Jahren sollte sich dies ändern. Das Institut erhielt moderne Laboratorien, konnte junge internationale Wissenschaftler:innen für sich gewinnen und entwickelte zeitgemäße Forschungskonzepte. Auch gelang es, Forschungskooperationen mit verschiedenen Ländern zu schließen. So wurde bspw. 1998 das „Kumasi Centre for Collaborative Research in Tropical Medicine“ (KCCR) in Ghana eröffnet. Es wird partnerschaftlich von BNITM, der Universität Kumasi und dem Gesundheitsministerium der Republik Ghana betrieben. Diese Projekte tragen direkt zum Aufbau von Forschungsinfrastrukturen in Afrika bei.

Research for Global Health
Heute zählt das BNITM zu den weltweit führenden Einrichtungen auf dem Gebiet tropentypischer und neu auftretender Infektionen. Das Institut betreibt state of the art Laborforschung und nutzt modernste Methoden der Immunologie, Molekular- und Zellbiologie. Als Gründungsmitglied des Zentrums für strukturelle Systembiologie (CSSB) unterhält das BNITM Labore auf dem DESY-Campus in Hamburg Bahrenfeld. Die Wissenschaftler:innen haben Zugang zu den einzigarten Bildgebungsverfahren, die für neueste Forschungsergebnisse in der Virologie und Parasitologie genutzt werden. Neben der Forschung im Labor führt das BNITM umfangreiche Forschungsprojekte in Afrika, Asien und Lateinamerika durch. In Kooperation mit den Partnerländern forscht das BNITM unter anderem zur Epidemiologie, Therapie und Kontrolle vernachlässigter Tropenkrankheiten (NTDs) wie Malaria, Wurminfektionen oder hämorrhagische Fieber.
„Tropentypische Erkrankungen verdienen viel mehr Aufmerksamkeit.“
120 Jahre BNITM, Corona und was sich das Institut für die Zukunft wünscht: Prof. Egbert Tannich, ehem. Vorstandsvorsitzender des BNITM, im Video-Interview.
120 Jahre Forschung für Globale Gesundheit
Geschichte des Instituts über die Jahre
1901
Erste Ausbildungskurse
Am Institut finden die ersten Ausbildungskurse für Schiffs- und Marineärzte statt.
1905
Romanowsky-Färbung
Gustav Giemsa, einer der ersten Mitarbeiter Bernhard Nochts, verbessert die Romanowsky-Färbung durch eine Stabilisierung der Färbelösungen. Dadurch gelingt es, reproduzierbare Färbeergebnisse von Zellen und Erregern zu erhalten. Die Methode gehört noch heute zum Standardrepertoire vieler Laboratorien.
1911
1911-1926
Am Institut wird an einer Verbesserung der Chinintherapie der Malaria gearbeitet. Phokion Kopanaris entdeckt, dass Malaria-Medikamente bei Mensch und Kanarienvögeln ähnlich wirken. Experimente mit veränderten Chinin-Rezepturen müssen nicht mehr am Menschen durchgeführt werden.
1914
Einweihung des neuen Gebäudes
Einweihung des neuen Gebäudes für das inzwischen stark gewachsene Institut in der Bernhardstraße (heute Bernhard-Nocht-Straße). Es beherbergt bis heute Laboratorien und Klinik. Nach dem Ausbruch des 1. Weltkriegs werden fast alle Mitarbeiter des Instituts eingezogen. Die Klinische Abteilung wird als Reservelazarett genutzt.
1915
1915/1916
Der Zoologe Stanislaus von Prowazek verstirbt am Fleckfieber während der Untersuchung einer Epidemie in einem Kriegsgefangenenlager. Der Pathologe Henrique da Rocha-Lima identifiziert den Fleckfiebererreger und schlägt vor, das Bakterium Rickettsia prowazeki zu nennen.
1918
Identifikation des Fünftagefieber-Erregers
Henrique da Rocha-Lima trägt maßgeblich zur Identifikation des Erregers des Fünftagefiebers bei (Rochalimea quintana, später umbenannt in Bartonella quintana).
1921
August 1921
Eine angespannte Finanzlage bedroht die Existenz des Instituts. Hamburger Kaufleute und Prominente gründen die "Vereinigung der Freunde des Hamburger Tropeninstituts" mit dem Ziel, das Institut finanziell und politisch zu unterstützen.
1925
25-jähriges Bestehen
Zum 25jährigen Bestehen wird dem Institut von der "Vereinigung der Freunde des Tropeninstituts" die Bernhard-Nocht-Medaille gestiftet. Die Existenzbedrohung gilt als überwunden.
1930
Neuer Direktor
Die Ära Bernhard Nocht geht zu Ende. Sein Amt übernimmt Friedrich Fülleborn (1866-1933).
1931
Entwicklungszyklus des Katzenleberegels
Hans Vogel klärt den Entwicklungszyklus des Katzenleberegels (Opisthorchis felineus) über die Zwischenwirte (Schnecken und Fische) bis zum Endwirt (Katze, Mensch) auf. Mit diesen und späteren Arbeiten über Saugwürmer hat er er das Wissen um die Entwicklung und Übertragung des Erregers der Schistosomiasis (Bilharziose) maßgeblich erweitert, einer Krankheit, die vor allem in Asien ein großes Gesundheitsproblem darstellt.
1933
Neuer Direktor
Mit dem nationalsozialistischen Beamtengesetz zwingen die Nazis mehrere jüdische Mitarbeitende, das Institut zu verlassen. Der Institutsdirektor Friedrich Fülleborn stirbt im September 1933, bevor über sein Rücktrittsgesuch entschieden werden kann. Sein Nachfolger wird Peter Mühlens (1874-1943).
1939
"Kriegsrelevante Forschung"
Nach Ausbruch des 2. Weltkriegs werden vor allem die Assistenzärzte zum Kriegsdienst eingezogen. Die "kriegsrelevante Forschung", u.a. an Fleckfieber, macht einen Großteil der wissenschaftlichen Forschung dieser Jahre aus.
1942
Umbenennung
Anlässlich des 85. Geburtstags von Bernhard Nocht wird das Institut in "Bernhard-Nocht-Institut für Schiffs- und Tropenkrankheiten" umbenannt.
In den letzten Kriegsjahren wird das Institut verstärkt als Wehrmachtslazarett genutzt und durch Bomben teilweise stark zerstört.
1943
Neuer Direktor
Die Protozoologen Eduard Reichenow und Lilly Mudrow klären die letzte Lücke im Vermehrungszyklus des Erregers der Vogelmalaria (Plasmodium praecox): die Vermehrung zwischen der Übertragung durch die Mücke und dem Eindringen in die Erythrozyten. Nach dem Tod Peter Mühlens im Juni 1943 übernimmt Ernst-Georg Nauck (1897-1967) das Amt des Direktors. Er setzt sich vehement für den Wiederaufbau des Instituts und dessen Anschluss an die internationale Wissenschaft ein. 1953 wird er zum Dekan der Medizinischen Fakultät der Universität Hamburg ernannt, 1958 zum Rektor der Universität.
1945
05.06.1945
Tod Bernhard Nochts in Wiesbaden.
1950
Nachweis Immunisierung
In zwölfjähriger Arbeit weist der Helminthologe Hans Vogel nach, dass Rhesusaffen mit dem Erreger der fernöstlichen Schistosomiasis, Schistosoma japonicum, immunisiert werden können.
1961
Forschungsstandort
Der Helminthologe Hans Vogel klärt den Vermehrungszyklus des Fuchsbandwurms (Echinococcus multilocularis) auf und kann ihn als eigenständige Art vom Hundebandwurm abgrenzen. E.G. Nauck, H. Vogel und H.-H. Schumacher unternehmen eine Erkundungsreise in den Sudan und nach Kamerun, um einen Standort für eine Forschungsstation zu finden.
1963
Neuer Direktor
Hans Vogel (1900-1980) wird nach der Emeritierung von Ernst Georg Nauck Direktor des Tropeninstituts.
1968
Labor in den Tropen
Nach mehrjähriger Bau- und Planungszeit kann das Institut seine Arbeit in einem Labor im Krankenhaus der deutschen Bergbausiedlung Bong Town in Liberia aufnehmen. In Hamburg wird der Wiederaufbau des Kliniktrakts abgeschlossen.
Neuer Direktor
Hans-Harald Schumacher wird neuer Direktor des Tropeninstituts.
1982
Komissarische Leitung
Nach Hans-Harald Schumacher übernimmt ein Direktorium die komissarische Leitung des Instituts.
1985
Nachweis in der HIV-Forschung
Paul Racz und Klara Tenner-Racz zeigen in Zusammenarbeit mit amerikanischen Kollegen, dass bei HIV-infizierten Personen, auch denen, die noch keinerlei Krankheitssymptome aufweisen, bereits eine markante Vermehrung des Virus in den Lymphknoten stattfindet.
1986
Wissenschaftsrat
Die 1986 veröffentlichte Begutachtung des Instituts durch den Wissenschaftsrat macht auf eine Reihe von Versäumnissen in der wissenschaftlichen Ausrichtung des Instituts aufmerksam.
1988
Neuer Direktor
Hans J. Müller-Eberhard (1927-1998) wird zum Direktor berufen, um die Empfehlungen des Wissenschaftsrates umzusetzen. Eingerichtet werden unter anderem immunologisch und molekularbiologisch arbeitende Gruppen.
1989
Nachweis in der Amöbenforschung
Egbert Tannich gelingt erstmals die Unterscheidung von pathogenen und apathogenen Formen von Entamoeba histolytica mit genetischen Methoden.
1990
Umbenennung
Das Institut wird in "Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin" umbenannt. Das Labor in Liberia muss wegen des liberianischen Bürgerkriegs aufgegeben werden.
1996
Neuer Direktor
Bernhard Fleischer (*1950) wird Nachfolger von Hans J. Müller-Eberhard. Die 1996 veröffentlichte Begutachtung des Wissenschaftsrats bewertet Institut und Qualität der wissenschaftlichen Arbeit positiv.
1997
Forschungsstation in Ghana
Die Freie und Hansestadt Hamburg und die Republik Ghana vereinbaren in Form eines Staatsvertrages den Aufbau einer kooperativen Forschungsstation in Ghana mit Unterstützung der VolkswagenStiftung. Partner des Bernhard-Nocht-Instituts vor Ort ist die Universität von Kumasi. Die feierliche Eröffnung des Kumasi Centre for Collaborative Research in Tropical Medicine (KCCR) findet am 19. Februar 1998 in Ghana statt.
1999
Entdeckung einer Therapiemöglichkeit zur Behandlung von Flussblindheit
Achim Hörauf entdeckt intrazelluläre Bakterien, sogenannte Wolbachien als neue Zielstrukturen zur Therapie von Filarien und entwickelt auf dieser Grundlage später eine neuartige antibiotische Behandlung der Flussblindheit (Onchozerkose).
2000
100jähriges Bestehen
Im Mai 2000 wird das "Reisemedizinische Zentrum" des Bernhard-Nocht-Instituts eröffnet. Anlässlich des 100jährigen Bestehens erscheint am 14. September das Sonderpostwertzeichen "100 Jahre Bernhard-Nocht-Institut". Bei einem Festakt im Hamburger Rathaus sprechen der Erste Bürgermeister Ortwin Runde und Bundesgesundheitsministerin Andrea Fischer.
2002
Nationales Referenzzentrum für Tropische Infektionserreger
Das Bernhard-Nocht-Insitutut für Tropenmedizin wird vom Bundesministerium für Gesundheit und soziale Sicherung zum Nationalen Referenzzentrum für Tropische Infektionserreger ernannt.
Architektenwettbewern Neubau
Im März fällt der offizielle Juryentscheid im Architektenwettbewerb für den Neubau des Tropeninstiuts: Aus 65 Bewerbern macht die Gruppe um das Kölner Architektenbüro Kister - Scheitauer - Gross das Rennen.
2003
Erster kommerzieller SARS-Test
Virologen der Forschungsgruppe um Prof. Schmitz gelingt in enger Zusammenarbeit mit der Universität Frankfurt und anderen der Nachweis eines neuartigen Coronavirus als Erreger der Frankfurter Fälle der Lungenkrankheit SARS. Das in der Abteilung für Virologie entwickelte Testprotokoll wurde vom BNI-Kooperationspartner artus GmbH wenige Wochen später als erster kommerziell erhältlicher SARS-Test weltweit auf den Markt eingeführt.
2005
Grundsteinlegung Neubau
Mit dem Abriss des alten Tierhauses im Februar fällt der Startschuss für den Bau des neuen Erweiterungsgebäudes, dessen Grundstein im Juli unter Anwesenheit der Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt, dem Hamburger Bürgermeister Ole von Beust und Architektin Prof. Susanne Gross feierlich gelegt wird.
Kooperationsvertrag mit Bundeswehr
Bundeswehr und das Bernhard-Nocht-Institut unterzeichnen in Oktober den Vertrag über eine Zusammenarbeit in der ambulanten und klinischen Tropenmedizin.
Bundesverdienstorden
Im Dezember verleiht Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt den Pathologen Prof. Dr. Paul Racz und Dr. Klara Tenner-Racz für ihr wissenschaftliches Lebenswerk, sowie den Virologen Dr. Stephan Günther und Dr. Christian Drosten für die Identifizierung des SARS-Coronavirus den Bundesverdienstorden.
2006
Bernhard-Nocht-Klinik & -Ambulanz
Das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) übernimmt die Klinische Abteilung des Bernhard-Nocht-Instituts. BNI und UKE unterzeichnen einen Vertrag zur klinisch-wissenschaftlichen Kooperation.
Unbekanntes Parasitenstadium entdeckt
Dr. Volker Heussler gelingt die Aufklärung eines "blinden Flecks" im Lebenszyklus des Malaria-Erregers Plasmodium. Es handelt sich um die Erstbeschreibung so genannter "Merosomen", mit deren Hilfe die Erreger aus den Leberzellen in die Blutbahn gelangen. Der Ablauf dieses Übergangs, der den Wechsel von der Leber- zur Blutphase markiert, war zuvor nicht bekannt gewesen.
2007
Jubiläum in Ghana
Das Kumasi Centre for Collaborative Research in Tropical Medicine in Ghana (KCCR) feiert 10jähriges Jubiläum.
2008
Das Institut wird Stiftung Öffentlichen Rechts
Das Institut wird eine eigenständige juristische Einheit, eine Stiftung Öffentlichen Rechts. Gleichzeitig wurde die politische Verantwortung für das Institut von der Behörde für Gesundheit der Stadt Hamburg auf die Behörde für Wissenschaft und Forschung übertragen.
Das BNI wird jetzt durch einen Vorstand geleitet, der für fünf Jahre vom Kuratorium ernannt wird und sich aus zwei oder drei Wissenschaftler:innen sowie dem/der Kaufmännischen Geschäftsführer:in zusammensetzt:
Die ersten Vorstandsmitglieder sind Prof. Dr. Bernhard Fleischer, Prof. Dr. Rolf Horstmann (Vorsitz) und Prof. Dr. Egbert Tannich sowie Udo Gawenda als Kaufmännischer Geschäftsführer.
Das Kuratorium umfasst jetzt jeweils drei Vertreter:innen der Stadt Hamburg und der Bundesregierung sowie den/die Vorsitzende/n des Wissenschaftlichen Beirats, zwei gewählte Mitglieder des Instituts und zwei externe Fachleute, die Interessengebiete für die Entwicklung des Instituts vertreten. Den Vorsitz übernimmt wie zuvor der/die Senator:in der für das Institut zuständigen Hamburger Behörde oder als Vertreter:in ein Staatsrat/eine Staatsrätin, derzeit Bernd Reinert.
2009
Neubau
Im Juli findet die feierliche Einweihung des Erweiterungsbaus mit Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt und Hamburgs Erstem Bürgermeister Ole von Beust statt. Forschungsgruppen der Immunologie und Virologie beziehen die neuen Laboratorien.
2010
Erfolgreiche Evaluierung
Im Juli veröffentlicht der Senat der Leibniz-Gemeinschaft seinen Bericht über die Evaluierung des Instituts durch die Leibniz-Gemeinschaft, die turnusmäßig alle sieben Jahre erfolgt. Sie war Ende 2009 durch 19 externe Gutachterinnen und Gutachter durchgeführt worden. Dem Institut werden "sehr gute bis exzellente wissenschaftliche Leistungen" und ein „überzeugendes Gesamtkonzept für die Entwicklung“ bescheinigt. Bund und Ländern wird empfohlen, es als „national und international weit sichtbares, anerkanntes Kompetenzzentrum für Tropenmedizin“ in vollem Umfang weiter zu fördern.
2011
Gründung eines MVZ
Gründung eines Medizinischen Versorgungszentrums (MVZ), um die Patientenversorgung in der speziellen Labordiagnostik langfristig zu sichern und auszubauen. Das Institut ist als Nationales Referenzzentrum hinsichtlich Diagnostik und Beratung weiter für alle tropentypischen Infektionserreger zuständig.
2012
Kooperation mit Altona Diagnostic Technologies GmbH
Die Altona Diagnostic Technologies GmbH und das BNITM gründen ein "Public-Private Partnership". Aus den zahlreichen diagnostischen Verfahren des Instituts sollen einfach durchzuführende Tests entwickelt und weltweit zum Verkauf angeboten werden. Das Projekt "Tropendiagnostik" wird für vier Jahre mit über 4,5 Mio. Euro durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) und die Stadt Hamburg gefördert.
Forschungserfolge in Zusammenarbeit mit dem KCCR
Der Gruppe um Prof. Rolf Horstmann gelingt zusammen mit Kollegen der Universität von Kumasi, Ghana, und der Universitätskliniken Lübeck und Kiel die erste erfolgreiche genomweite Suche nach Mutationen, die vor tödlichen Verläufen der Malaria schützen. Dazu untersuchten sie am KCCR in Ghana Tausende von Kleinkindern – die entscheidende Grundlage für den Studienerfolg.
Region Hamburg wird DZIF-Standort
Mit dem Schwerpunkt "Globale und neu auftretende Infektionen" wird die Region Hamburg im April Standort des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung (DZIF), das durch das BMBF gefördert wird. Das BNI koordiniert Partner aus der Universität Hamburg, dem Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, der Universität zu Lübeck sowie den Leibniz-Instituten Heinrich-Pette-Institut – Leibniz-Institut für Experimentelle Virologie und Forschungszentrum Borstel.
Erneute Auszeichnung für die Abteilung Virologie
Am Ende des Jahres ernennt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Abteilung Virologie zum dritten Mal in Folge zum WHO Collaborating Centre for Arbovirus and Haemorrhagic Fever Reference and Research.
2013
Neues Institutslogo eingeführt
Das Akronym BNI wird zu BNITM verlängert, um Verwechslungen mit dem Begriff des "Bureau of National Investigation" zu vermeiden, der mit BNI abgekürzt wird und in Ghana den Geheimdienst bezeichnet. Das neue Akronym wird mit großen Lettern in das Logo des Instituts aufgenommen.
Forschung in Madagaskar
Verlängerung des seit 2008 bestehenden wissenschaftlichen Kooperationsvertrags mit der Universität Antananarivo, Madagaskar, und Einweihung einer Krankenstation im madagassischen Hochland.
Neue Arbeitsgruppen am Institut
Dr. Ellis Owusu-Dabo wird Leiter einer Arbeitsgruppe des BNITM am KCCR in Ghana, die Besonderheiten nicht übertragbarer Erkrankungen, sog. Zivilisationskrankheiten, in den Tropen untersuchen soll. Dr. Tobias Spielmann gründet eine Arbeitsgruppe, die sich der Zellbiologie von Malaria-Parasiten widmet, und Priv.-Doz. Dr. Jonas Schmidt-Chanasit wird mit seiner neuen Arbeitsgruppe Viren untersuchen, die durch Mücken oder andere Arthropoden übertragen werden, sog. Arboviren.
Hochsicherheitslabor in Betrieb genommen
Das neue Hochsicherheitslabor (Biosafety Level 4-, BSL-4-Labor) nimmt den Betrieb auf. Die Abteilung Virologie beginnt eine einjährige Testphase, bevor gentechnisch veränderte Viren der höchsten biologischen Risikogruppe im Institut untersucht werden können.
2014
Forschung in Uganda gewürdigt
Prof. em. Dr. Rolf Garms wird vom Gesundheitsminister der Republik Uganda mit dem "Outstanding Achievement Award" für essentielle Beiträge zur Ausrottung der Flussblindheit in Uganda geehrt. Als Flussblindheit bezeichnet man die Erblindung in Folge einer Infektion mit bestimmten Fadenwürmern (Onchozerkarien), die in Afrika und Amerika von Kriebelmücken übertragen werden.
Ebola-Virus-Epidemie in Westafrika
Im Auftrag der Weltgesundheitsorganisation wird das erste European Mobile Laboratory (EMLab) kurz nach Beginn der Ebola-Epidemie in Guinea eingesetzt. Wenige Monate später folgen die beiden weiteren EMlabs, ihr Einsatz wird zwei Jahre dauern. Sie werden von der Abteilung Virologie des BNITM koordiniert und mit Fachleuten aus dem BNITM und Instituten mehrerer EU-Staaten betrieben. Die Labors leisten einen wesentlichen Beitrag zur Diagnostik der letztlich 28.000 Ebola-Fälle.
2015
Neues Borna-Virus entdeckt
Nach Auftreten tödlicher Gehirnentzündungen bei drei Züchtern von Bunthörnchen innerhalb von drei Jahren in Sachsen-Anhalt gelingt es Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen des BNITM und des Friedrich-Loeffler-Instituts, als Ursache ein neuartiges Bornavirus nachzuweisen, das offenbar bei engem Kontakt von den Tieren auf Menschen übertragen wird. Das Robert Koch-Institut und die Veterinär- und Gesundheitsbehörden des Landes werden alarmiert.
Bundesgesundheitsminister dankt Ebola-Helfern
Bundesminister Hermann Gröhe und Senatorin Dr. Dorothee Stapelfeldt besuchen das Institut, um sich persönlich bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des BNITM für ihre zahlreichen Einsätze im Ebola-Krisengebiet und für zuverlässige Diagnostik von Proben aus aller Welt zu bedanken.
2016
Zika-Virus-Epidemie in Amerika
Als WHO Collaborating Centre für Arbovirus-Infektionen untersucht die virologische Diagnostik des Instituts Anfang des Jahres bis zu 100 Proben aus Brasilien täglich, zusätzlich zu den ohnehin zahlreichen Proben von Reisenden aus Deutschland und anderen europäischen Ländern. Im Februar 2016 ruft die Weltgesundheitsorganisation den internationalen Gesundheitsnotstand aus. Später wird die Infektion als Ursache von Geburtsschäden wissenschaftlich nachgewiesen.
Politische Besuche im Institut
Im Januar empfängt der Vorstand den Bundestagsabgeordneten Stephan Albani, im Februar informiert sich der Präsident der Leibniz-Gemeinschaft Prof. Matthias Kleiner über die Arbeit des Instituts, und im Oktober besucht Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz das Institut.
Umstrukturierung der wissenschaftlichen Einheiten
Zum 1. Oktober geht Prof. Bernhard Fleischer in den Ruhestand. Seine Professur für Immunologie wird in eine W3-Professur für Epidemiologie umgewidmet, und die Sektionen "Parasitologie" und "Virologie und Immunologie" werden zur Sektion "Molekularbiologie und Immunologie" zusammengelegt, während Klinische Forschung und Epidemiologie nunmehr eigenständige Sektionen bilden. Mit der Medizinischen Fakultät der Universität Hamburg werden die Berufungsverfahren für W3-Professuren für "Epidemiologie" und "Klinische Forschung" eingeleitet.
Neue Geschäftsführerin
Zum 15. Februar nimmt Birgit Müller die Arbeit als Geschäftsführerin und Vorstandsmitglied des Instituts auf.
Evaluierung durch die Leibniz-Gemeinschaft
Im zweiten Halbjahr 2016 findet die aufwendige siebenjährliche Evaluierung des Instituts durch die Leibniz-Gemeinschaft statt, die mit dem Besuch einer Gutachtergruppe im November abgeschlossen wird.
2017
Evaluierung durch die Leibniz-Gemeinschaft erfolgreich abgeschlossen
In seiner abschließenden Stellungnahme betont der Senat der Leibniz-Gemeinschaft, dass sich das Zusammenspiel von Laborforschung, patientenorientierter Forschung und bevölkerungsbasierter Forschung am Institut bewährt habe. Seit der letzten Evaluierung 2010 habe das BNITM sein Gesamtkonzept erfolgreich weiterentwickelt und werde auch die kommenden sieben Jahre weiter durch Bund und Länder gefördert.
Virusforschung erneut durch die WHO ausgezeichnet
Die Abteilung Virologie wird zum vierten Mal in Folge zum WHO Collaborating Centre for Arbovirus and Haemorrhagic Fever Reference and Research ernannt.
Eröffnung des CSSB
Am 29. Juni 2017 eröffnet offiziell das Centre for Structural Systems Biology (CSSB) auf dem Gelände des Deutschen Elektronensynchrotons (DESY). Das BNITM wird durch die Abteilung Zelluläre Parasitologie unter der Leitung von Prof. Tim Gilberger vertreten.
20 Jahre KCCR
An den Feierlichkeiten zum 20-jährigen Bestehen des Kumasi Centre for Collaborative Research (KCCR) nehmen neben dem Kanzler der Universität Kumasi und Vorstandsmitgliedern des BNITM u.a. der deutsche Botschafter in Ghana sowie hohe Vertreter der ghanaischen Regierung und des Königs der Ashanti teil.
50-jähriges Jubiläum der Entdeckung des Marburg-Virus
Mit einem wissenschaftlichen Symposium würdigt das Institut die Arbeit von Prof. Werner Slenczka (Universität Marburg) und Dr. Günther Müller (ehemaliger Mitarbeiter des BNITM), die 1967 das Marburg-Virus identifizierten, neun Jahre vor Entdeckung des nahe verwandten Ebola-Virus.
EU-Kommissar besucht EMLab
Christos Stylianides, EU-Kommissar für Humanitäre Hilfe und Krisenmanagement, informiert sich über die Arbeitsweise in einem European Mobile Laboratory (EMLab), das eine Mitarbeiterin des BNITM vorführt. Begleitet wird er von Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank sowie zahlreichen Presseschaffenden.
Aufbau mobiler Labordiagnostik in Ostafrika
Um grenzüberschreitende Epidemien frühzeitig zu erkennen, betreut das Institut die Anschaffung und Inbetriebnahme von insgesamt neun mobilen Laboratorien in sechs ostafrikanischen Ländern sowie die Ausbildung des entsprechenden Laborpersonals.
2018
Neuer Vorstand und neue Arbeitsgruppen am Institut
Nachdem Prof. Rolf Horstmann Ende 2017 in den Ruhestand gegangen ist, hat Prof. Egbert Tannich zu Beginn des Jahres die Arbeit als Vorstandsvorsitzender des Instituts aufgenommen. Neben Geschäftsführerin Birgit Müller sind Prof. Jürgen May und Prof. Stephan Günther in den Vorstand gewechselt. Zudem gab es Umstrukturierungen bei den Forschungsgruppen: Prof. Egbert Tannich hat den Aufbau einer Abteilung "Infektionsdiagnostik" übernommen, und Prof. Michael Ramharter wurde auf die W3-Professur "Klinische Tropenmedizin" am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf berufen und zieht mit seiner Abteilung Klinische Forschung ans BNITM. Zusätzlich wurden neue eigenständige Arbeitsgruppen eingerichtet: Prof. Iris Bruchhaus leitet die AG Wirt-Parasit-Interaktion, Prof. Hannelore Lotter die AG Molekulare Infektionsimmunologie und Dr. César Muñoz-Fontela die AG Virus Immunologie.
Kontakt
- Dr. Eleonora Schönherr
- Presse- & Öffentlichkeitsarbeit
- Telefon: +49 40 285380-269
- E-Mail: presse@bnitm.de
- Julia Rauner
- Presse- & Öffentlichkeitsarbeit
- Telefon: +49 40 285380-264
- E-Mail: presse@bnitm.de
Downloads
- BNITM Zweijahresbericht 2021-2022 ( PDF 7 MB )
- BNITM Flyer ( PDF 5 MB )
- BNITM Organigramm ( PDF 2 MB )