FAQ zu Schlangenbissvergiftungen

Wie viele Schlangen sind giftig, und wo leben sie?

Weltweit sind etwa 3500 Schlangenarten bekannt. 600 davon gelten als giftig und 200 als medizinisch relevant. Diese Giftschlangen verursachen eine erhebliche Krankheitslast und Sterblichkeit. Die meisten Giftschlangenarten leben in subtropischen und tropischen Regionen der Welt. Einige Giftschlangenarten leben jedoch auch in Regionen mit kühlerem Klima. Die Europäische Kreuzotter (Vipera berus) kommt sogar nördlich des Polarkreises vor. Die Himalaya-Grubenotter (Gloydius Himalayanus) wurde bis zu 4900 Meter über dem Meeresspiegel gefunden.
Mehrere Regionen sind frei von Giftschlangen: Antarktis, Chile, Irland, Island, Madagaskar, Neuseeland und viele Inseln im Atlantik, in der Karibik und im östlichen Pazifik.

Welche Symptome verursachen Schlangenbisse, und welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Giftschlangen verursachen typischerweise zwei charakteristische Krankheitsbilder:

  • Lebensbedrohliche Blutungen durch eine Störung der Blutgerinnung, die durch den Verbrauch oder die Hemmung von Gerinnungsfaktoren verursacht wird.
  • Muskellähmungen mit lebensbedrohlichem Versagen der Atmung, die durch die Wirkung des Giftes auf die neuromuskuläre Signalübertragung verursacht werden.

Darüber hinaus können einige Schlangen wie Kobras und Kreuzottern lokale Gewebezerstörungen verursachen, die zu großen Wunden und Schwellungen führen.

Das Bild zeigt eine Grüne Mamba von der Seite, getarnt zwischen langen grünen Blättern. Der Kopf, das linke Auge der Schlange und ein Teil des Körpers sind deutlich zu erkennen.
Grüne Mamba   ©Benno Kreuels

Dies ist auch deshalb gefährlich, weil sich die Wunden infizieren können und die Schwellungen Probleme mit der Blutzirkulation verursachen können. Es gibt auch einige Schlangenarten, vor allem die Kobra (Naja), die ihr Gift aus einer Entfernung von mehr als zwei Metern in Richtung der Augen spritzen können. Dies kann nicht nur starke Schmerzen verursachen, sondern auch zu Sehstörungen oder sogar Blindheit führen.

Es gibt zwei Behandlungsmöglichkeiten:

  • Symptomatische Behandlung: Je nach klinischem Krankheitsbild kann sie Bluttransfusionen zum Ausgleich des Blutverlustes oder künstliche Beatmung bei Atemlähmung umfassen.
  • Spezifische Behandlung: Verabreichung von Antikörpern zur Neutralisierung der Giftbestandteile, am häufigsten durch die Verabreichung von Gegengift.

Was sollte man im Falle eines Schlangenbisses (nicht) tun?

So wie sich die Forschung weiterentwickelt, so entwickeln sich auch die Leitlinien und Empfehlungen, was man nach einem Schlangenbiss (nicht) tun sollte. Hier ist ein kleiner Überblick über die aktuellen Leitlinien (angepasst von Health Action International).

Das sollte man tun

  • Bleiben Sie ruhig und beruhigen Sie das Opfer.
  • Entfernen Sie sich langsam von der Schlange.
  • Lassen Sie die Wunde in Ruhe.
  • Entfernen Sie Ringe, Armreifen, Uhren und andere einengende Dinge an der betroffenen Gliedmaße.
  • Immobilisieren Sie die betroffene Gliedmaße.
  • Bringen Sie das Opfer in eine stabile Seitenlage.
  • Suchen Sie rasch das nächstgelegene Krankenhaus oder die nächste Gesundheitseinrichtung auf.
  • Im Falle einer Augenbeteiligung durch Spucken oder Spritzen des Giftes in die Augen des Opfers: Augen mit fließendem Wasser ausspülen.

Das sollte man nicht tun:

  • In Panik geraten.
  • Die Schlange angreifen oder töten.
  • Die Wunde aussaugen, auswaschen oder einschneiden.
  • Die Gliedmaße oberhalb der Bissstelle abbinden.
  • Das Opfer auf den Rücken legen.
  • Traditionelle Medikamente oder andere chemische Substanzen anwenden.
  • Im Falle einer Augenbeteiligung durch Spucken oder Spritzen des Giftes in die Augen des Opfers: Reiben der Augen.

Warum sterben immer noch so viele Menschen an Schlangenbissen?

Je nach Giftschlangenart sterben zwischen 1%-30% der Opfer nach einem Biss. Die häufigsten Gründe dafür sind:

  • Mangel an Gegengift in einer schnell zu erreichenden Gesundheitseinrichtung
  • mangelnde Kenntnisse des Gesundheitspersonals in der Therapie von Schlangenbissen
  • fehlende geeignete medizinische Ausrüstung wie Beatmungsgeräte, Monitore und Laborgeräte, um schwer betroffene Schlangenbissopfer medizinisch versorgen zu können.

Das Fehlen von Gegengift und angemessener medizinischer Versorgung führt zu einer hohen Sterblichkeitsrate, die im Falle einer Schlangenbiss-Vergiftung praktisch bei Null liegen könnte. Auf unserer Seite über die Antivenom-Krise erfahren Sie demnächst mehr über den Mangel an Gegengift.

Das Bild zeigt eine dunkelgraue Monokelkobra von hinten, die ihren Kopf aufrichtet und ihre Kapuze mit dem typischen "O" auf der Kapuze zur Schau stellt. Die Schlange liegt auf grauem, steinigem Boden.
Monokelkobra (Naja kauothia)   ©Jörg Blessmann

Wo finde ich weitere Informationen über Schlangenbiss-Vergiftungen?

Es gibt viele Seiten, auf denen Sie mehr über Schlangenbiss-Vergiftungen erfahren. Die beste Anlaufstelle ist die WHO-Website zum Thema Schlangenbisse und die nachstehenden Links:

WHO-Informationsplattform zu Schlangenbissen

Snakebite Initiative: https://www.snakebiteinitiative.org/

Snakebite Awareness Day: https://snakebiteawareness.org/

Health Action International: https://haiweb.org/what-we-do/our-snakebite-tools/

AG Schlangenbissvergiftung: https://www.bnitm.de/forschung/forschungsgruppen/implementation/ag-schlangenbissvergiftungen

Kontakt

  • Dr.  Benno Kreuels
  • Research Group Leader
  • Telefon: +49 40 285380-723
  • Fax: +49 40 285380-512
  • E-Mail: kreuels@bnitm.de
  • Dr.  Anna Hein
  • Presse- & Öffentlichkeitsarbeit
  • Telefon: +49 40 285380-269
  • E-Mail: presse@bnitm.de
  • Julia Rauner
  • Presse- & Öffentlichkeitsarbeit
  • Telefon: +49 40 285380-264
  • E-Mail: presse@bnitm.de