Andere Forschungsprojekte

Eines unserer weiteren Forschungsziele ist es, zur allgemeinen Verbesserung der klinischen Versorgung von Patienten beizutragen, insbesondere in ressourcenarmen Gebieten. Unser Schwerpunkt liegt dabei insbesondere auf der Arbeit mit POCUS (Point-Of-Care Ultrasound). POCUS kann die Diagnose von Patienten und Patientinnen in ressourcenarmen Umgebungen erheblich verbessern.

 

Warum POCUS und was ist der Vorteil?

Medizinische bildgebende Verfahren sind Teil der evidenzbasierten modernen medizinischen Versorgung, erleichtern den behandelnden Ärzten und Ärztinnen die Diagnose eines breiten Spektrums von Krankheiten und werden auch zur Begleitung und Erhöhung der Sicherheit von Behandlungen eingesetzt. Daher kann eine gute medizinische Bildgebung die klinische Versorgung der Patienten und Patientinnen insgesamt verbessern. Der Einsatz von radiologischen Großgeräten wie MRT und CT sowie konventionellem Röntgen ist jedoch technisch komplex und erfordert unter anderem eine dauerhafte Stromversorgung, ggf sogar eine Hochspannungsversorgung, geeignete Räumlichkeiten und Strahlenschutzmaßnahmen. Darüber hinaus ist eine, meist länger dauernde, spezielle medizinische oder technische Ausbildung des Personals erforderlich. In ressourcenarmen Gebieten sind diese Voraussetzungen nur in großen Zentralkrankenhäusern gegeben und selbst dort mit erheblichen Kosten verbunden.

Ultraschall hat im Vergleich zu anderen bildgebenden Verfahren relativ geringe technische Anforderungen. Daher kann er für die klinische Beurteilung dort eingesetzt werden, wo der Patient oder die Patientin behandelt wird. Damit entfallen hohe Kosten und logistische Hürden, wodurch auch der finanziell benachteiligten Landbevölkerung kann eine professionelle Diagnostik angeboten werden. Point-Of-Care-Ultraschall (POCUS) wird durch das behandelnde medizinische Personal zur Beantwortung einer spezifischen klinischen Frage eingesetzt, um die Patientenversorgung und -betreuung zu unterstützen. POCUS ist relativ leicht zu erlernen und kann nach standardisierten Protokollen durchgeführt werden, wobei die Befunde leicht zu erkennen sind. Neben der Bestätigung einer akut behandelbaren Diagnose ist damit auch eine niedrigschwellige und kostengünstige Ersteinschätzung des Patienten oder der Patientin möglich.

POCUS kann bei Infektionskrankheiten wie Lungenentzündung, Tuberkulose oder Schistosomiasis, aber auch bei nicht übertragbaren Krankheiten wie Krebs und Leberzirrhose oder bei Notfällen wie Herzversagen oder Trauma eingesetzt werden. Der Einsatz von POCUS kann die Differentialdiagnose schnell eingrenzen, die Zeit bis zur endgültigen Behandlung verkürzen, die Ausfall- und Komplikationsraten bei Behandlungen verringern und die Patientenzufriedenheit verbessern. POCUS ist daher eine wichtige Innovation und dient der Optimierung der medizinischen Versorgung für die finanziell benachteiligte Bevölkerung.

Das Bild zeigt die Behandlung einer jungen Patientin im Krankenhaus. Die Patientin sitzt mit dem Rücken zu den Ärzten auf einem Bett. Zwei Ärzte halten ein Ultraschallgerät an ihren Rücken und schauen dabei auf einen kleinen Monitor, der den Ultraschall anzeigt.
Point-of-Care Ultraschall (POCUS) im Einsatz in Malawi.   ©Benno Kreuels
Die Abbildung zeigt ein Ultraschallbild des Bauches. Das Bild ist hell/mittelgrau mit nur wenigen dunklen Flecken.
Normales Ultraschallbild des Bauches   © Benno Kreuels
Das Bild zeigt ein Ultraschallbild des Abdomens mit einem großen dunklen zusammenhängenden Bereich oben rechts im Bild, der sich nach oben und in die linke Bildmitte ausbreitet.
Ultraschallbild des Bauches mit großem dunklen Bereich (der auf Flüssigkeit hinweist) zwischen Leber und Niere.   ©Benno Kreuels
Das Bild zeigt einen jungen Mann, der ein kleines Ultraschallgerät mit einem Übungsmaterial benutzt. Das Ultraschallgerät befindet sich auf dem Übungsmaterial und er schaut auf einen kleinen Bildschirm, auf dem das Ultraschallbild angezeigt wird.
Ultraschallschulung in Malawi.   ©Benno Kreuels

Unsere POCUS Projekte

1. Taking Point Of Care Ultrasound (POCUS) to the District in Malawi (TaPoDiMa)

Kooperationspartner

  • Kamuzu University of Health Sciences (KUHeS), Blantyre, Malawi

Ziele

  • Einbindung der POCUS-Ausbildung an der KUHeS in die klinische Versorgung im Queen Elizabeth Central Hospital und auf dem Mangochi Campus
  • Schaffung lokaler Kapazitäten für POCUS und langfristige nachhaltige Trainingskapazität
  • Integration von POCUS in die Routineunterricht
  • Aufbau wissenschaftlicher Kapazitäten für POCUS

 

Dieses Projekt und die Partnerschaft bauen auf einer mehrjährigen Zusammenarbeit und gemeinsamen Arbeit auf dem Gebiet von POCUS auf. Die ersten Trainingsaktivitäten in POCUS an der KUHeS wurden 2017 initiiert. In der ersten Partnerschaftsphase von 2017-2019 wurde ein Trainingscurriculum für die Innere Medizin entwickelt. Bis 2019 wurde fast das gesamte Personal der Abteilung in POCUS geschult. Darüber hinaus wurden mehrere Mitarbeitende der Abteilung zu Trainern und Trainerinnen für zukünftige Kurse ausgebildet, und die Auswirkungen von POCUS auf die klinische Versorgung wurden wissenschaftlich evaluiert. In der darauffolgenden Phase von 2019 bis 2021 wurde das Trainingsprogramm so angepasst, dass neben der Inneren Medizin auch andere Abteilungen einbezogen und die Trainingsaktivitäten erweitert wurden. Zudem wurde eine handybasierte Open-Source-Lernanwendung entwickelt.

Durch die Weiterentwicklung elektronischer Schulungsressourcen und einer starken Gruppe lokaler Trainer:innen bestehen die nächsten Schritte dieser Partnerschaft nun darin, erstens die Trainings- und Forschungsaktivitäten im Bereich POCUS in den acht klinischen Abteilungen des KUHeS auszubauen und zweitens diese Aktivitäten auf das Hauptausbildungszentrum für Familienmedizin des Mangochi Campus am Mangochi District Hospital auszuweiten.

Mehr Informationen zum Projekt finden Sie auf der Website der Else Kröner-Fresenius-Stiftung.


2. Improvement of Child Health in Low-Resource-Settings through Implementation of Ultrasonography

Kooperationspartner

  • Gesellschaft für Tropenpädiatrie & Internationale Kindergesundheit (GTP) e.V., Dinslaken, Deutschland
  • Pädiatrische Abteilung, Muhimbili National Hospital, Dar es Salaam, Tansania
  • Pädiatrische Abteilung, Universität Dodoma, Fakultät für Medizin und Zahnmedizin, Dodoma, Tansania
  • Pädiatrische Abteilung, Kamuzu-Universität für Gesundheitswissenschaften, Blantyre, Malawi
  • Abteilung für Pädiatrie und Kindergesundheit, Zomba Central Hospital, Zomba, Malawi
  • Pädiatrische Abteilung, Dhulikhel Hospital, Kathmandu University Hospital, Kathmandu, Nepal
  • Pädiatrische Abteilung, Charité-Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Deutschland
  • PedMedDev-Hub: Hub für pädiatrische Medizinprodukte, Universität Lübeck, Lübeck, Deutschland
  • Universität Bonn, Institut für Hygiene und Mikrobiologie, Abteilung Global Health, Bonn, Deutschland

Wir unterstützen das Projekt mit Ultraschalltraining, -durchführung und -auswertung und arbeiten an der allgemeinen wissenschaftlichen Begleitung und der Weiterentwicklung der POCUS-Smartphone-App (ePOCUS) mit.

Ziele

  • Schaffung eines internationalen Netzwerks für den verstärkten und qualitativen Einsatz von Ultraschall in der Pädiatrie in ressourcenarmen Gebieten
  • Etablierung eines integrierten Zugangs zu Ultraschall in der Kinder- und Jugendmedizin durch ein kontinuierliches Angebot an kontextangepassten Ultraschallschulungen und Schaffung einer Ultraschallinfrastruktur
  • Stärkung der Unabhängigkeit und Nachhaltigkeit der Partner bei der Verbesserung der diagnostischen und interventionellen Ultraschallkapazitäten

Wenn Sie mehr darüber erfahren möchten, wer unsere Projekte finanziert, besuchen Sie unsere Seite über Unsere Finanzierung.

Research Group Snakebite Envenoming

Dr. Benno Kreuels: ein Arzt mit kurzen rötlichen Haaren und einem kurzem rötlichen Bart in einem dunkelblauen Freizeithemd steht vor einer Backsteinmauer. Über seiner linken Augenbraue trägt er einen Piercingring.
Research Group Leader

Dr. Benno Kreuels

Telefon: +49 40 285380-723

E-Mail: kreuels@bnitm.de