Forschungshighlight

Kombinationspräparat gegen Malaria

Internationale Kooperation zeigt Wirksamkeit von Pyronaridin-Artesunat gegen vernachlässigte Malariaspezies und Malaria mit Mischinfektionen.

Neue Malariamedikamente werden meist nur für die Malaria tropica getestet, nicht aber für andere Malariaerreger. Verfügbare Präparate finden zwar breite Anwendung, sind jedoch dementsprechend eingeschränkt zugelassen. Eine Forschungsgruppe um Mirjam Groger und Michael Ramharter aus der Abteilung Klinische Forschung des BNITM hat dies zum Anlass genommen, die Wirksamkeit des wichtigen Kombinationspräparats Pryonaridinin-Artesunat für vernachlässigte Malaria-Erreger zu testen. An der Studie beteiligt waren die NGO Medicines for Malaria Venture, Shin Poong Pharmaceuticals, das Exzellenznetzwerk CANTAM, das Institut für Tropenmedizin Tübingen sowie die afrikanischen Partnerinstitutionen CERMEL in Gabun und die Universität Kinshasa, DR Congo. Die Ergebnisse sind in der Fachzeitschrift The Lancet Microbe erschienen.

Hochwertige Studien zur therapeutischen Wirksamkeit und Effektivität von Medikamenten gegen die Malariaformen Plasmodium ovale spp. und Plasmodium malariae sind rar. Forschung und Entwicklung vernachlässigen diese Malaria-Formen zumeist: Die Diagnostik ist anspruchsvoll, die tatsächliche Verbreitung entprechend unzureichend erfasst. Das erschwert die Suche nach geeigneten Studienteilnehmenden. Je nach Land unterscheiden sich daher auch die Therapieempfehlungen für die unterschiedlichen Spezies – trotz fehlender belastbarer Evidenz.

Eine Wissenschaftlerin und drei Wissenschaftler arbeiten an einem runden Labortisch.
Im Labor im CERMEL, Lambaréné/ Gabun.   ©Isabelle Borghini-Fuhrer

Unterschätzte Malariaformen

Der Fokus der Malaria-Forschung lag in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten auf Plasmodium falciparum, dem Erreger, der für die meisten Malariaerkrankungen und –todesfälle verantwortlich ist, und zu einem geringeren Teil auf Plasmodium vivax. Dabei verursachen Infektionen mit Plasmodium ovale spp, Plasmodium malariae und Mischinfektionen schätzungsweise mehr als ein Zehntel der Malaria-Erkrankungen in den Endemiegebieten etwa Zentral-Afrikas, Tendenz steigend. Unentdeckt oder unbehandelt erschweren diese Fälle die Kontrolle und Ausrottung von Malaria. Umso wichtiger ist ein wirksames und effektives Medikament, das sich in Endemiegebieten verlässlich für die Therapie aller Malariaformen einsetzen lässt.

Vielversprechendes Präparat für die Behandlung aller Malariaformen

Mirjam Groger und ihre Kolleg:innen haben nun im Zuge einer Phase-III/IV-Real-World Studie des Central Africa Clinical Research Networks CANTAM eine sogenannte Post-hoc-Analyse von Malariafällen aus der Demokratischen Republik Kongo und Gabun unternommen. Sie wollten die Wirksamkeit und Effektivität von Pyronaridin-Artesunat zur Behandlung von Plasmodium-Mischininfektionen sowie von Monoinfektionen, die nicht durch Plasmodium falciparum verursacht werden, untersuchen. Dabei analysierten sie aus einem zufällig ausgewählten Kontingent Proben der zwei Standorte vom Tag 0, Tag 28 (±1 Tag) sowie vom Falle eines Wiederauftretens von Malariaerregern im Nachverfolgungszeitraum mittels PCR und Mikroskopie.

Von 1502 zufällig ausgewählten Proben von Erkrankten wiesen 192 (12,8 %) gemischte Plasmodium-Infektionen oder Nicht-Falciparum-Mono-Infektionen am Tag 0 auf. Die Heilungsrate lag nach 28 Tagen je nach Malaria-Erregertyp zwischen 96 und 99 Prozent.

Die Grafik zeigt die Heilungsrate am Tag 28 nach Erregerart, nach Zentrum und insgesamt.
Heilungsrate am Tag 28 nach Erregerart, nach Zentrum und insgesamt.   ©Mirjam Groger et al. | The Lancet Microbe

Gute Nachricht für künftiges Krankheitsmanagement

Diese hohen Heilungsraten sprechen für den Einsatz von Pyronaridin-Artesunat in der klinischen Routine, sagt die Erst-Autorin der Studie, Mirjam Groger:

„Unsere Ergebnisse geben Anlass zur Zuversicht, dass Pyronaridin-Artesunat zur wirksamen Behandlung von akuten Malaria-Infektionen mit allen in dieser Studie berichteten Plasmodium spp. eingesetzt werden kann. Dies kann das künftige Krankheitsmanagement von Malariapatienten erheblich vereinfachen. Denn die verlässliche Diagnostik von Nicht-Falciparum- und Mischspezies-Malaria mit Hilfe von Schnelltests und Mikroskopie ist schwierig.“

Die Art der analysierten Daten unterstreiche nicht nur die Wirksamkeit, sondern auch die Effektivität von Pyronaridin-Artesunat unter „real-world“ Bedingungen.


Originalpublikation

Groger, Mirjam et al., “Effectiveness of pyronaridine-artesunate against Plasmodium malariae, Plasmodium ovale spp, and mixed-Plasmodium infections: a post-hoc analysis of the CANTAM-Pyramax trial.”  The Lancet Microbe (Aug. 2022, online ahead of print, May 2022).

DOI:https://doi.org/10.1016/S2666-5247(22)00092-1

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