Mitteilung

VISION: Neues DFG-Graduiertenkolleg für modernste Virologieforschung in Norddeutschland

Viren können uns Menschen nicht nur krank machen, sondern schlimmstenfalls die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Strukturen ins Wanken bringen. Das hat uns die Corona-Pandemie gelehrt. Für künftige Pandemien muss insbesondere die Reaktionszeit für die Entwicklung antiviraler Medikamente und Impfstoffe kürzer werden. Dazu braucht es exzellent ausgebildete Virologinnen und Virologen. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat dazu ein neues Graduiertenkolleg bewilligt: "VISualization and imaging of virus InfectION (VISION)". Das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (BNITM) ist mit einem Teilprojekt zur Strukturbiologie beteiligt.

Das bunte Bild visualisiert die Struktur der Graduate School. Es besteht aus einem linken in Blau gehaltenen Teil mit der Überschrift "Structural Biology" und einem in Grün gehaltenen rechten Teil mit der Überschrift "Molecular Virology". Dazwischen sechs bunte Kreise, die die verschiedenen Gruppen der Graduate School bezeichnen.
©Thomas Krey

Wer eine schwere bakterielle Infektion hat, bekommt ein Antibiotikum. Bei schweren viralen Infektionskrankheiten ist die Behandlung ungleich schwieriger: Es gibt nach wie vor zu wenige und zu unspezifische antivirale Medikamente.

Um effiziente antivirale Behandlungen entwickeln zu können, muss man den Lebenszyklus von Viren verstehen und welche Prozesse genau dabei ablaufen. Die virologische Grundlagenforschung mit bildgebenden und strukturanalytischen Technologien hilft, die grundlegenden molekularen Prinzipien aufzuklären, die während einer Virusinfektion eine Rolle spielen.

Ziel des Graduiertenkollegs "VISION" ist es, eine neue Generation von Virologinnen und Virologen in der Anwendung dieser Technologien auszubilden und so einen integrativen Ansatz der strukturellen Virologie zu etablieren. Denn erst die Integration dieser Techniken in die virologische Forschung ermöglicht es, den Verlauf von Virusinfektionen in seiner ganzen Komplexität zu verstehen. Und das erfordert eine spezielle Ausbildung: sowohl in der Strukturbiologie als auch in der Virologie.

Sprecher des Graduiertenkollegs ist Professor Thomas Krey, Leiter des Instituts für Biochemie an der Universität zu Lübeck, Co-Sprecher und Mitantragssteller Professor Kay Grünewald (Universität Hamburg und Leibniz-Institut für Virologie (LIV)). Weitere Partner-Institutionen sind neben dem BNITM das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), das European Molecular Biology Laboratory (EMBL), das Deutsche Elektronen-Synchrotron (DESY), der European XFEL und das Centre for Structural Systems Biology (CSSB) Hamburg, die Medizinische Hochschule Hannover, die Technische Universität Braunschweig und die Universität Siegen.

Das Bild zeigt Struktur und Mitglieder der Graduate School "VISION": Es besteht aus einem linken in Blau gehaltenen Teil mit der Überschrift "Structural Biology" und einem in Grün gehaltenen rechten Teil mit der Überschrift "Molecular Virology". In der Mitte sind Vertreter:innen der beteiligten Institutionen abgebildet.
  ©Thomas Krey

Ausgeschrieben sind zunächst elf Promotionsstellen. Die künftigen Doktorandinnen und Doktoranden werden sich in ihrer Forschung vor allem auf klinisch relevante Viren wie Herpesviren, Influenzaviren, Noroviren, Hepatitis-E- und -C-Viren, Polyomaviren sowie neu auftretende Viren fokussieren, mit speziellem Augenmerk auf die Interaktion dieser Viren mit Wirtszellen und dem Immunsystem. Die Erkenntnisse können als Ansatzpunkte für neuartige antivirale Medikamente dienen. Das Teilprojekt von Professorin Maya Topf (UKE, LIV und CSSB) und Dr. Maria Rosenthal vom BNITM sucht dabei neue antivirale Strategien für die Bekämpfung von Lassaviren. Auf der Basis neuester strukturbiologischer Erkenntnisse zur Virusvermehrung gehen sie der Hypothese nach, ob und wie sich bestimmte Wechselwirkungen zwischen viralen Proteinen nutzen lassen könnten, um den viralen Lebenszyklus zu unterbrechen – und damit zukünftig Lassavirus-Infektionen zu behandeln.

Der Vorstandsvorsitzende des BNITM, Professor Jürgen May: „Ich gratuliere Dr. Maria Rosenthal und dem gesamten Konsortium sehr herzlich zu diesem Erfolg! Das Graduiertenkolleg VISION ist in mehrfacher Hinsicht visionär: Es will die virologische Ausbildung revolutionieren, sowohl inhaltlich als auch methodisch, und es sind besonders viele junge und weibliche Forschende beteiligt. Beste Voraussetzungen für hervorragenden wissenschaftlichen Nachwuchs aus Norddeutschland.“

Das Graduiertenkolleg "VISION"ist eines von elf neuen Graduiertenkollegs, die ab Herbst 2023 über einen Zeitraum von fünf Jahren von der Deutschen Forschungsgemeinschaft mit insgesamt rund 76 Millionen Euro gefördert werden. Graduiertenkollegs bieten Doktorandinnen und Doktoranden die Möglichkeit, in einem strukturierten Forschungs- und Qualifizierungsprogramm auf hohem fachlichen Niveau zu promovieren.

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