Mikrozephalie bei Neugeborenen

Verdacht auf Fruchtschädigung

Ende 2015 verzeichnete das brasilianische Gesundheitsministerium erstmals einen auffälligen Anstieg von Geburtsschäden im Nordosten Brasiliens, die im zeitlichen Zusammenhang mit einer Epidemie von Infektionen mit dem Zika-Virus stehen. „Der Verdacht auf eine Fruchtschädigung bei Infektionen mit dem Virus während der Schwangerschaft liegt nahe“, erklärt Prof. Dr. Jonas Schmidt-Chanasit, Leiter der Virusdiagnostik am Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (BNITM). „Der Kopfumfang bei der Geburt der Babys liegt deutlich unter 32 Zentimetern, und die Kinder sind häufig geistig behindert, weil das Gehirn unterentwickelt ist, oder sie versterben bereits vor der Geburt; Fachleute bezeichnen die Krankheit als Mikrozephalie“, so der Virologe. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) korrigiere die Zahlen der aktuellen Fälle in Südamerika täglich nach oben.

„Auch in Südeuropa ist mit Fällen zu rechnen, da die asiatische Tigermücke, die das Zika-Virus überträgt, dort in weiten Teilen inzwischen heimisch ist. Für Deutschland ist die Gefahr als gering einzuschätzen, da die Tigermücke bislang nur sporadisch gefunden wurde. Ein Ausbruch wie in Brasilien ist nicht zu erwarten“, beruhigt Schmidt-Chanasit. Für Reisende in betroffene Gebiete gilt nach wie vor, sich mit Mückenschutzmitteln und langärmeliger Bekleidung zu schützen. Schwangere Frauen sollten momentan nicht in die betroffenen Gebiete reisen. „Eine Impfung oder wirksame Behandlung steht nicht zur Verfügung“, betont Schmidt-Chanasit.

„Gesunde und vor allem auch nichtschwangere Frauen müssen vor dieser Infektion im Allgemeinen keine Angst haben“, ermutigt Schmidt-Chanasit Personen mit Reiseplänen. „Die Symptome der Zika-Virus-Infektion fallen meist milde aus, oder der Betroffene merkt die Infektion gar nicht.“ Erkrankte haben meist nur leichtes Fieber und Hautausschlag, und nach zwei bis drei Tagen ist die Infektion in der Regel überstanden. Reiserückkehrer mit Verdacht auf eine Zika-Virusinfektion sollten sich dennoch in ärztliche Behandlung begeben.

Das Virus gehört zur Familie der Flaviviren und wurde ursprünglich 1947 in Uganda isoliert. Es wird durch Stechmücken – die sogenannte Tigermücke und die Gelbfiebermücke – übertragen und verursacht Fieber mit Gelenkschmerzen. Das Zika-Virus zirkuliert bereits seit einigen Jahrzehnten in Asien, was vor allem durch seinen Nachweis bei heimkehrenden Touristen am BNITM nachgewiesen wurde. Seit 2007 fallen Ausbrüche in Mikronesien und Polynesien auf, 2015 wurden Infektionen vom BNITM erstmalig auch in Brasilien beschrieben, mit dem gleichen Virustyp wie in Polynesien.

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weiterer Pressekontakt:

Bernhard-Nocht Institut für Tropenmedizin (BNITM), Priv.-Doz. Dr. med. Dennis Tappe (Facharzt für Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie), tappe(at)bnitm.de, +49 40 42818 205

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Über das BNITM:

Das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (BNITM) ist Deutschlands größte Einrichtung für Forschung, Versorgung und Lehre auf dem Gebiet tropentypischer und neu auftretender Infektionskrankheiten. Aktuelle Forschungsschwerpunkte bilden Malaria, hämorrhagische Fieberviren, Tuberkulose und Gewebewürmer. Für den Umgang mit hochpathogenen Viren und infizierten Insekten verfügt das Institut über Laboratorien der höchsten biologischen Sicherheitsstufe (BSL4) und ein Sicherheits-Insektarium (BSL3). Das BNITM umfasst das nationale Referenzzentrum für den Nachweis aller tropischen Infektionserreger und das WHO-Kooperationszentrum für Arboviren und hämorrhagische Fieberviren. Gemeinsam mit dem ghanaischen Gesundheitsministerium und der Universität von Kumasi betreibt es ein modernes Forschungs- und Ausbildungszentrum im westafrikanischen Regenwald, das auch externen Arbeitsgruppen zur Verfügung steht.

Prof. Dr. Jonas Schmidt-Chanasit: ein Forscher mit Glatze, der ein hellblaues Hemd trägt.
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