Mitteilung

Leben mit Ebola

Internationales Kooperationsprojekt erhält 810.000 Euro für anthropologische Erforschung der Wiederausbrüche in Afrika

Die jüngsten Ebola-Ausbrüche in West- und Ostafrika stehen offenbar in Verbindung mit früheren Ausbrüchen in der Region. Das haben molekular-epidemiologische Untersuchungen ergeben. Nun wird eine Arbeitsgruppe des BNITM um Dr. Sung Joon Park auch mit anthropologischen Methoden erforschen, wie es zu dem Wiederaufflammen kam.

Das Bild zeigt einen weiß-blauen Bungalow, ein ehemaliges Ebola-Notfallzentrum in der Demokratischen Republik Kongo
©BNITM: Eingang eines ehemaligen Ebola-Notfallzentrums in der Demokratischen Republik Kongo

Ebola-Ausbrüche beginnen nicht unbedingt mit einer Übertragung des Virus von Tieren auf Menschen. Auch Mensch-zu-Mensch-Übertragungen sind möglich, und zwar offenbar noch Jahre später. Jüngste Studien legen nahe, dass das Ebola-Virus deutlich länger im Körper Überlebender überdauern kann als bisher angenommen.

Diese Erkenntnis, an der auch das BNITM beteiligt war, stellt einen Paradigmenwechsel in der Ebola-Forschung dar – mit weitreichenden Folgen für die Überlebenden: Sie müssen noch stärker als bisher schon mit Stigmatisierung und Ausgrenzung rechnen.

Jetzt untersucht eine Arbeitsgruppe der neuen Sektion Implementationsforschung des BNITM in einem transdisziplinäre und institutionenübergreifende Forschungsprojekt mit anthropologischen Methoden Wiederausbrüche (auf Englisch resurgences) von Ebola in Guinea, in der Demokratischen Republik Kongo und in Uganda. In welcher Beziehung standen die Infizierten zueinander, wo haben sie sich aufgehalten, wen haben sie getroffen, wo sind sie hingegangen oder hingefahren, und wie genau konnte das Virus zirkulieren? Und auch: Wie ist die Mobilität der Menschen durch soziale Zwänge und moralische Verpflichtungen bestimmt? Mit diesem menschenzentrierten Ansatz wollen die Forschenden das Wissen und die Erfahrungen von Ebola-Überlebenden und ihren Communities mit Krankheiten und Ausbrüchen für die Forschung und für künftiges Epidemie-Management nutzbar machen.

Das integrierte deutsch-französische Forschungsprojekt erhält insgesamt 810.000 Euro Euro im Rahmen des gemeinsamen Förderprogramms der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und der Agence Nationale de la Recherche (ANR). Dieses angesehene Programm fördert die grenzüberschreitende wissenschaftliche Zusammenarbeit in den Geistes- und Sozialwissenschaften.

Dr. Sung-Joon Park: ein Forscher der schulterlanges Haar, eine runde schwarze Brille, ein dunkles Sakko über einem dunkelblauen Oberteil trägt.
Dr. Sung-Joon Park   ©BNITM | Din Schachten

„Die Erkenntnis, dass Ebola-Überlebende das Virus offenbar sehr lange in sich tragen können, hat weitreichende Folgen für die Gesellschaften der Ausbruchsgebiete,“ sagt Arbeitsgruppenleiter Dr. Sung Joon Park. „Sie brauchen nicht nur mobile Labore, um Ausbrüche schnell in den Griff zu bekommen. Sie brauchen auch Unterstützung dabei, das Ausbruchsgeschehen aufzuarbeiten und miteinander weiterzuleben“. Deshalb sei es wichtig, die Perspektiven der Überlebenden und ihrer Angehörigen einzubeziehen und gemeinsam mit ihnen zu untersuchen, wie Ebola wieder aufflammt.

Das transdisziplinäre und institutionenübergreifende ForschungsprojektMotile outbreaks: Situating Ebola resurgences in human motilities in Guinea and the Democratic Republic of the Congo” hat eine Laufzeit von zunächst drei Jahren. Es wird geleitet von Dr. Sung Joon Park (BNITM) und Prof. Frédéric LeMarcis (École normale supérieure (ENS) de Lyon). Weitere Projektpartner sind das Pole Institute in Goma/ Demokratische Republik Kongo, das Institut de Recherche pour le Développement/ Montpellier, die Universität Bayreuth und die Université de Conakry/ Guinea.

 

Das Foto zeigt eine Gruppe diverser Forschender. Sie stehen draußen auf einer Terrasse in der Sonne und lächeln.
Kick-off-Meeting in Reichenow, Brandenburg   ©Park

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Lehren aus dem Erneuten Ebola-Ausbruch in Guinea - 19.09.2021

Alpha K. Keita, Fara R. Koundouno, Martin Faye, Ariane Düx, Julia Hinzmann et al: Resurgence of Ebola virus in 2021 in Guinea suggests a new paradigm for outbreaks. Nature Sept. 15th, 2021. https://doi.org/10.1038/s41586-021-03901-9

Ansprechperson

Dr. Sung-Joon (Song) Park

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