Zellkompartimente als Nischen zum Überleben von Infektionserregern im Körper
Internationales Symposium des Leibniz Center Infection
Hamburg, 20.01.2023 – Die vielfältigen Strategien von Infektionserregern, im Wirt zu überleben und sich zu vermehren, und wie wir diese raffinierten Strategien nutzen könnten, um die Erreger besser zu bekämpfen, stehen im Mittelpunkt des diesjährigen Symposiums „Compartments in Infection“ des Leibniz Center Infection (LCI). Am 26. und 27. Januar 2023 werden internationale Forscherinnen und Forscher am Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin zusammenkommen und hierzu diskutieren.
Infektionserreger nutzen Kompartimente im Körper, um der Wirtsabwehr zu entkommen und sich zu vermehren. Jede für den Erreger überlebensnotwendige Nische bietet potenzielle Angriffsmöglichkeiten für medizinische Wirkstoffe. Es gilt herauszufinden, wie der Erreger im Kompartiment Nährstoffe gewinnt und mit welchen Faktoren er eine Immunantwort verhindern kann. Zwar sind die Angriffsmöglichkeiten für Medikamente in der Praxis sehr vielseitig, jedoch müssen die Wirkstoffe auch in die Nische des Erregers gelangen. Zum Beispiel ist die Wirksamkeit von Antibiotika von der Art der Nische, in der Tuberkulosebakterien in der Zelle leben, abhängig (Vortrag von Maximiliano Gutierrez).
Das Programm der Veranstaltung ist vielfältig: In vier Themenblöcken beleuchten renommierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Interaktionen bakterieller, parasitärer oder viraler Infektionserreger mit verschiedenen Nischen in menschlichen Zellen. Jeder Themenblock wird durch eine Keynote Lecture eingeführt.
Dr. Tobias Spielmann, Leiter der Arbeitsgruppe „Malaria-Zellbiologie“ am Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (BNITM) berichtet über die kritische Funktion der Membran, die den Malariaparasiten in der Wirtszelle umgibt:
„Diese Membran ist die Schnittstelle zwischen Parasiten und Wirtszelle, durch die der Parasit Eiweiße transportiert oder Nährstoffe gewinnt. Für uns interessant ist, dass durch diese Pforte auch Medikamente zum Parasiten gelangen können. Dies macht den Erreger angreifbar – eine wichtige Erkenntnis für die Medikamentenentwicklung", erklärt Spielmann.
Prof. Simon Alberti von der Technischen Universität Dresden geht auf Biomolekulare Untereinheiten an der Schnittstelle zwischen zellulärem Stress, Krankheit und Alterung ein.
Dr. Walter Mothes von der Yale University, New Haven (USA) spricht über bildgebende Verfahren um die Synthese von Retroviren und SARS-CoV-2 räumlich und zeitlich aufzulösen.
Dr. Maximilian Gutierrez vom Francis Crick Institut London (UK) erläutert, wie das Wirtszellmilieu die Antibiotikawirksamkeit bei Tuberkulose beeinflusst.
Ergänzt wird das Programm mit vielen weiteren Beiträgen rund um das Themengebiet: Unter anderem präsentieren die Vortragenden neue Erkenntnisse zur Rolle der Wirtszellmembranen, der Lysosomen und Phagosomen für intrazelluläre Infektionserreger, zur Charakteristik nicht-membranumschlossener Kompartimente, sowie zu Interaktionen der Infektionserreger mit dem Zellskelett.
„Pandemiebedingt musste das letzte LCI-Symposium als Online-Veranstaltung stattfinden. Nun freuen wir uns, 2023 wieder in Präsenz zusammenzukommen und spannenden Vorträgen zur Rolle von Kompartimenten in Infektionskrankheiten beizuwohnen. Symposien wie dieses sind integraler Bestandteil des Wissenschaftsbetriebs und dienen nicht nur Forschenden, Kontakte zu pflegen, sondern auch der Verbreitung neuer Erkenntnisse in die Öffentlichkeit“,sagt Prof. Thomas Dobner vom LIV, aktueller Sprecher des LCI.
„Bildgebende Verfahren wie die Kryoelektronenmikroskopie / -tomographie mit einer Auflösung bis in den Ångström-Bereich können Zellkompartimente detailgenau darstellen und revolutionieren die Infektionsforschung, indem sie uns auf molekularer Ebene neue Mechanismen und Angriffspunkte aufzeigen können“, erklärt Prof. Kay Grünewald, Leiter der LIV-Forschungsgruppe „Strukturelle Zellbiologie der Viren“ und Mitorganisator der Veranstaltung.
„Für unser Institut, das sich mit bakteriellen Infektionskrankheiten wie der Tuberkulose beschäftigt, ist die Erforschung der intrazellulären Kompartimente, worin sich diese Erreger vermehren, ein nachhaltiger Ansatz um neue Behandlungsmethoden zu identifizieren,“ sagt Prof. Ulrich E. Schaible vom FZB.
Kontakt Presse:
Julia Häberlein (Tel.: 040 48051-108, press@lc-infection.de)
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Presseeinladung:
Pressevertreterinnen und -vertreter sind herzlich eingeladen, an dem Symposium teilzunehmen. Es besteht die Möglichkeit für separate Fragen und Gespräche mit ausgewählten Vortragenden sowie dem derzeitigen LCI-Sprecher Prof. Thomas Dobner.
Pressegespräche am 26. und 27. Januar 2023 nach Voranmeldung. Anmeldung unter: press@lc-infection.de, Tel.: 040/48051-108.
Über das Leibniz Center Infection:
Das Leibniz Center Infection (LCI) ist eine dynamische Allianz der Leibniz-Institute Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (BNITM), Forschungszentrum Borstel – Leibniz Lungenzentrum (FZB) und dem Leibniz-Institut für Virologie (LIV). Als Mitglieder der Leibniz-Gemeinschaft betreiben die Institute strategische, themenorientierte Forschung wissenschaftlicher Fragestellungen von gesellschaftlicher Relevanz. Die Allianz dient vor allem dazu, den Forschungsschwerpunkt „Global and emerging infections“ als Kernkompetenz im norddeutschen Wissenschaftsraum zu fördern. Ziel ist es, zusammen mit lokalen universitären Partnern und Großforschungseinrichtungen ein nationales Kompetenzzentrum der Infektionsforschung zu erschaffen.
Weitere Informationen finden Sie unter www.lc-infection.de.
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