Mitteilung

Überschießende Immunreaktion bei COVID-19 und Malaria

Institutionenübergreifendes Hamburger Forschungsteam findet Gründe für Parallelen: Veränderte Abwehrzellen sind offenbar mitverantwortlich für die starke Immunreaktion bei schweren Verläufen von COVID-19 und Malaria. Das haben Forschende des Bernhard-Nocht-Instituts für Tropenmedizin und des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf herausgefunden. Die Ergebnisse ihrer Studie wurden in Frontiers in Immunology vorveröffentlicht

Die Coronavirus-Krankheit 2019 (COVID-19) ist eine schwere grippeähnliche Erkrankung, die durch das neuartige SARS-CoV-2-Virus verursacht wird. Bei einigen Patienten kann sie eine starke Immunreaktion und schwere Komplikationen hervorrufen. Auch die akute Plasmodium-falciparum-Malaria (Malaria tropica) nimmt manchmal einen schweren Verlauf, ebenfalls verbunden mit einer starken Immunreaktion. Diese ist durch eine massive Aktivierung von T-Zellen gekennzeichnet, besonderen weißen Blutzellen mit Abwehrfunktion. Dabei weisen diese T-Zellen eine Vielzahl bestimmter Rezeptoren auf. Dies kann eine Folge ihrer Überaktivierung sein.

Passiert etwas Ähnliches bei schweren Verläufen von COVID-19? Das hat sich ein Team des Sonderforschungsbereichs 841 der Universität Hamburg gefragt. Forschende der I. Medizinischen Klinik des UKE und des Bernhard-Nocht-Instituts für Tropenmedizin untersuchten dazu das Blut von Patienten beider Erkrankungen. Dabei verglichen sie jene Rezeptoren, die bei einer gesunden Immunreaktion offenbar für ein Gleichgewicht zwischen Aktivierung und Hemmung von T-Zellen sorgen. In diesem direkten Vergleich von COVID-19 und Malaria fanden die Forschenden erstaunliche Parallelen in der überschießenden Immunreaktion: Auch COVID-19-Patienten mit einem schweren Krankheitsverlauf zeigten auf ihren T-Zellen eine erhöhte Frequenz bestimmter Rezeptoren.

Diese detaillierten Untersuchungen können helfen, die COVID-19-Erkrankung besser zu verstehen. Dadurch könnte die Forschung künftig noch besser abschätzen, wie sich die überschießende Immunreaktion medizinisch behandeln lässt.

Das Bild zeigt zwei Forschende in grüner Schutzkleidung bei der Laborarbeit

Sophia Schulte und Marissa Herrmann vom Kooperationspartner UKE


Hintergrundinformation

Über das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin
Das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (BNITM) ist Deutschlands größte Einrichtung für Forschung, Versorgung und Lehre auf dem Gebiet tropentypischer und neu auftretender Infektionskrankheiten. Aktuelle Forschungsschwerpunkte bilden Malaria, hämorrhagische Fieberviren, Immunologie, Epidemiologie und Klinik tropischer Infektionen sowie die Mechanismen der Übertragung von Viren durch Stechmücken. Für den Umgang mit hochpathogenen Viren und infizierten Insekten verfügt das Institut über Laboratorien der höchsten biologischen Sicherheitsstufe (BSL4) und ein Sicherheits-Insektarium (BSL3). Das BNITM umfasst das nationale Referenzzentrum für den Nachweis aller tropischen Infektionserreger und das WHO-Kooperationszentrum für Arboviren und hämorrhagische Fieberviren. Gemeinsam mit dem ghanaischen Gesundheitsministerium und der Universität von Kumasi betreibt es ein modernes Forschungs-und Ausbildungszentrum im westafrikanischen Regenwald, das auch externen Arbeitsgruppen zur Verfügung steht.


Orginalveröffentlichung

Herrmann, M. et al., Analysis of Co-Inhibitory Receptor Expression in COVID-19 Infection Compared to Acute Plasmodium Falciparum Malaria: LAG-3 and TIM-3 Correlate with T Cell Activation and Course of Disease. Front. Immunol. | doi: 10.3389/fimmu.2020.01870

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